Die Favoritenrolle ist so klar verteilt wie selten vor einem Turnierfinale. Spanien war mit Abstand die stärkste Mannschaft des Turniers, England nutzte den schwächeren Turnierast, um ins Finale zu kommen. Selbst deren beste Leistung gegen die Niederlande dürfte im Normalfall nicht annähernd reichen, um diese "Furia Roja" zu besiegen. Doch immerhin konnten sich die Briten im Laufe des Turniers steigern. Doch, obacht: Das Ganze erinnert auch ein wenig an 2016, als sich Portugal ebenfalls bis zum Finale mit mehr Glück als Können durchkämpfte, dann auch dort Fortuna auf seiner Seite hatte. Umgekehrt war 2018, das in meinen Erinnerungen das einzige weitere Mal (neben 2016 und 2024) zwei derart niveauunterschiedliche Turnierhälften hervorbrachte, Kroatien im Endspiel gegen Frankreich relativ chancenlos. Ich traue den Engländern zu, sich noch einmal zu steigern, allerdings keine Abwehrschlacht wie diese Portugal 2016 vollbrachte. England steht hinten gut, aber nicht gut genug, um dem zu erwarteten Druck Spaniens ewig standzuhalten. Ich denke, dass Spanien das Mittelfeld ziemlich dominieren wird, was umgekehrt zwar der Spielweise Englands durchaus entgegenkommt, aber letztlich doch zuviel für die Inselkicker sein dürfte.
Mich erinnert die Ausgangslage übrigens mehr an 2008 als an 2016. Bei letzterem Turnier waren nämlich die Franzosen auch nicht so berauschend, sieht man vom überzeugenden Semifinale gegen Deutschland ab. Es erinnert eher an 2008, als die Spanier ebenfalls klar besser wirkten als alle anderen Teams.