Frankreich ist Favorit, aber Portugal unangenehm zu spielen. Dennoch denke ich, dass die individuelle Klasse der Franzosen groß genug ist, um den Unterschied zu machen.

Ich sehe das wie Clemens. Die Portugiesen sind mindestens ein gleichwertiges, evenutell sogar ein besseres Griechenland 2004. Nämlich sowohl etwas variantenreicher aber allen voran technisch stärker. Die machen genau das, was man tun muss, um Titel zu gewinnen: als Mannschaft eine Strategie haben. Nämlich:

Wie verteidige ich als Einheit?
Wie mache ich meinen Gegner schwach?
Wie nütze ich diese beiden Elemente aus, um irgendwann den kleinen Vorteil für mich heraus zu holen, damit ich dann weiter komme?

Also ich halte zu den Portugiesen. Weil ich immer dafür eintrete, dass diese Hausaufgaben als erstes erledigt werden müssen. Und bei den Franzosen sehe ich das nicht so ausgeprägt (die Deutschen hatten es, nur wenn du in deinem Land eigentlich Hummels, Boateng, Reus, Lahm, Gündogan, Khedira & Gomes hast und alle aus verschiedenen Gründen ausfallen, dann ist das irgendwann nicht mehr zu kompensieren).

Portugal steht bisher sehr organisiert, verteidigt gut, lässt wenige Chancen zu. Mit einem ähnlichen oppositionellen System hatte Frankreich schon im Eröffnungsspiel gegen Rumänien seine Probleme. Allerdings ist der Gastgeber seither viel stärker geworden. Gleiches gilt auch für Portugal, das besonders gegen Kroatien hinten einen starken Eindruck machte, was aber auch daran lag, dass die Kroaten in diesem Spiel feig und planlos waren. Kann das den Franzosen auch passieren? Ja, gerade wenn der Druck im Heim-Finale doch zu groß wird und anfangs doch einige Chancen vergeben werden. Allerdings macht mir die Elf von Didier Deschamps einen recht abgebrühten Eindruck.

Es ist richtig, dass sie in der Rückwärtsbewegung keinen besonders guten Eindruck machen. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass Payet gegen Portugal viel verteidigen wird müssen, denn die Portugiesen werden ihr Heil in schnellen Kontern suchen mit 2-3 Mann vorne. Da reichen die 4 Abwehrspieler Frankreichs + 1-2 Mann im defensiven Mittelfeld. Das Manko ist sicherlich, dass auch die Hintermannschaft der Franzosen nicht völlig sattelfest wirkt.

Die Kernfrage ist jedoch, wie durchschlagskräftig die Offensive der "Grande Nation" sein wird. Portugal hat eine kompakte Abwehr, die aber keineswegs zu den Allzeitgrößen zu zählen ist, dies ist freilich auch nicht bei Frankreichs Angriff der Fall. Ein geordnetes System, wie es die Iberer bei dieser EM haben, ist von großem Wert. Wenn der Gegner jedoch von vornherein einen zu großen Vorteil an Klasse hat, lehrt uns die Erfahrung, dass dies in den meisten Fällen nicht aufzuholen ist. Und dies ist so ein Fall. Frankreich ist auf dem Papier einfach weit stärker und sollte 6-7 von 10 Partien gegen dieses Portugal gewinnen.
Natürlich gibt es Ausnahmen von dieser Regel wie Griechenland 2004 und ich will nicht sagen, dass es gar keine Parallelen zu damals gibt. Jedoch war dies ein einzigartiges Meisterstück Rehhagels und die Griechen hatten bereits vor dem Finale die beiden Top-Favoriten Frankreich (das freilich etwas unmotiviert war) und Tschechien ausgeschaltet. Einen solchen Beleg ihrer Klasse sind die Portugiesen bisher schuldig geblieben.

Frankreich gewinnt 2:0.

Zitat von clemens1986

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Zitat von Zizou

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Natürlich gibt es Ausnahmen von dieser Regel wie Griechenland 2004 und ich will nicht sagen, dass es gar keine Parallelen zu damals gibt. Jedoch war dies ein einzigartiges Meisterstück Rehhagels und die Griechen hatten bereits vor dem Finale die beiden Top-Favoriten Frankreich (das freilich etwas unmotiviert war) und Tschechien ausgeschaltet. Einen solchen Beleg ihrer Klasse sind die Portugiesen bisher schuldig geblieben.

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Anhand der gezeigten Leistungen zähle ich Kroatien nach wie vor zu den Top-Teams dieser EM. Ich rechne es eher Portugal hoch an sie geschlagen zu haben, als dass ich die Kroaten kritisiere gegen Portugal verloren zu haben.

Obwohl solche Rückschlüsse im Fußball nur begrenzt zulässig sind: heute wird man sehen, ob ich mit dieser Einschätzung richtig liege.

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Das war schon eine gute Leistung. Aber zum einen hat Kroatien das Spiel taktisch vermurkst und selbst da hätte dieses Spiel noch ganz leicht anders ausgehen können. Das entscheidende Tor fiel unmittelbar nach einem Stangentreffer der Kroaten. Also für mich war es mehr der Fall, dass Kroatien dieses Spiel verloren hat.
Und zudem halte ich Frankreich dennoch für ein Stück stärker als Kroatien.

Kritik an Deschamps hab ich ja während der EM auch schon zur Genüge geübt und muss sie nach dem Finale auch zum Teil wiederholen.
Wobei ich das nicht ganz so drastisch sehe wie Clemens. Wenngleich eindeutig festzuhalten ist, dass der Spielaufbau - und gerade das ist bei einem früheren Spieler wie Deschamps erschütternd - gar nicht funktionierte, die Laufwege der Spieler meist nicht aufeinander abgestimmt waren. Mit Abstrichen freilich. Teils waren vorne schon schön herausgespielte Aktionen zu sehen. Sowohl im Viertelfinale gegen Island, im Semifinale gegen Deutschland als auch in den ersten 20 Minuten des Finals. Die auch genau verliefen, wie ich es erwartet hatte.
Doch dann kam die Szene des Spiels und ich hatte zunächst den Eindruck und bin noch immer davon überzeugt, dass die Franzosen nach dem Ronaldo-Aus vollkommen blockiert waren. Das ist im Sport ein bekanntes Phänomen. Ein wichtiger Gegner ist verletzt, eine neue Situation, wie geht es weiter, man bekommt das nicht aus dem Unterbewusstsein. Im Tennis geschieht es oft, dass ein Spieler, wenn sein Kontrahent angeschlagen wird, den Faden verliert und manchmal findet er diesen einfach nicht mehr. Elf Mann (oder 10, denn den engagierten Moussa Sissoko will ich ausnehmen) darf das aber nicht passieren. Für 10 - 15 Minuten gut. Aber so völlig?

Spätestens zur Pause hätte Deschamps sein Team aufwecken müssen. Dass ihm das nicht gelungen ist, ist ihm stark anzukreiden.
Ebenso wie das Festhalten an seinem System. Wenns nicht klappt, dann Coman für Payet. Oder Gignac für Giroud. Warum musste letzterer überhaupt wieder von Beginn an spielen? Die Luft war sicher der falsche Weg, um etwas gegen Portugals Abwehr zu erreichen, trotz der herrlichen Kopfballchance von Griezmann. Warum nicht einmal Martial hineinstellen und damit einen exzellenten Techniker? Mich würde auch interessieren, welche Vorgaben Pogba mit auf den Weg bekam. Keine Dribblings nach vorne oder erst sehr spät. Vollkommen ungewohnt. Dabei hätte man sich das locker trauen können und sogar müssen. Das defensive Mittelfeld der Franzosen war weitgehend beschäftigungslos.

Im Prinzip hätten die Franzosen dennoch gewinnen müssen. Chancen waren da, zwar nicht so viele wie erwartet und sie waren, ausgenommen den starken Anfang, nicht so dominant wie erwartet. Aber im Normalfall hätten sie halt eine der Möglichkeiten nutzen müssen. Da muss man auch Rui Patricio loben, der mit 7 Paraden in einem EM-Finale übrigens den Rekord einstellte.

Dass die unsympathische Mannschaft Portugals Europameister ist, ist für mich persönlich schwer erträglich. Aber die Wunde wird hoffentlich verheilen.

Ich sehe das zu 100% wie Clemens.

PS: ich finde diese Portugiesen übrigens sehr sympathisch.