Spanien ist für mich eine kleine Wundertüte. An einem guten Tag können die jeden Gegner wegschießen, wie Deutschland unlängst erfuhr. An einem schwachen Tag können sie gegen die Slowakei verlieren.
Aufgrund dieser Unausgeglichenheit bzw. fehlenden Konstanz und eines Kaders, der mitten im Umbruch ist, gehört Spanien für mich erstmals seit längerem nicht zum engsten Kreis der Titelkandidaten.
Auch wenn Spanien bei weitem nicht mehr über die Klasse von einst oder über Individualisten wie Xavi oder Iniesta verfügt, ist im Kader noch genügend Weltklasse vorhanden. Im Mittelfeld mit Rodri auf der Sechser-Position, der hoffentlich auch nach Busquets' Wiedergenesung den Vorzug gegenüber dem Relikt der Erfolgsära erhalten wird, mit Thiago, mit dem in dieser Saison bei Atletico verdammt starken Marcos Llorente, der Chancen kreieren kann. Und vielleicht auch mit Megatalent Pedri. Diese verwerten soll Alvaro Morata, der eigentlich auch im Nationalteam immer brav seine Tore macht, dazu kommt Jungstar Ferran Torres von Manchester City.
Die Abwehr ist etwas anfälliger, gerade nach Ramos' Ausfall. Möglich, dass Laporte, der erst kürzlich eingebürgert wurde, gleich den Abwehrchef geben muss. Dazu kommen die Jungspunde Eric Garcia und Pau Torres. Aber die Spanier haben in den letzten Spielen nie mehre als ein Tor kassiert, zusammen mit dem Mittelfeld sollte das eigentlich dennoch ein gutes Konstrukt ergeben.
Ich sehe Spanien diesmal nominell nicht so stark wie etwa Frankreich oder Portugal - aber gerade letztere haben sie in einem WM-Test vor zehn Tagen ordentlich schwindlig gespielt, auch wenn es nur ein 0:0 wurde. Sie sind für mich zwar nicht im engsten Kreis, sehr wohl aber im erweiterten Kreis der Titelkandidaten.